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Fußball-Superlative? Nicht beim Thema Nachhaltigkeit

Ende Mai 2022 hat die DFL erstmals Nachhaltigkeitskriterien für die Lizenzierungsordnung beschlossen. Was als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen ist, entpuppt sich bei genauerem Hinschauen jedoch als ambitionsloser Kriterienkatalog, mit dem der Profifußball seiner Verantwortung nicht gerecht wird.

Die neuen Nachhaltigkeitskriterien der DFL decken die Themenfelder Clubführung und -organisation, Umwelt & Ressourcen sowie Anspruchsgruppen ab und sind in zwei Gruppen aufgeteilt:

  • Mindestkriterien I sind Anforderungen, die die Clubs ab 2023 erfüllen müssen.
  • Mindestkriterien II gelten zunächst optional und werden erst ab 2024 verpflichtend. Sie bestehen aus Fragen, die die Clubs beantworten müssen.

Die Mindestkriterien I gehen kaum über deutsches Recht oder in der freien Wirtschaft längst etablierte Anforderungen hinaus. Die Mindestkriterien II erheben als Fragen lediglich den Status Quo (bspw. ob Clubs ein Klimaziel haben) und stellen keine zusätzlichen Anforderungen (bspw. die, sich ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel zu setzen).

Die DFL vergibt somit die Chance, ambitionierte und evidenzbasierte Mindeststandards für alle Clubs festzulegen, die zu tatsächlichen und schnellen Veränderungen führen würden. Der deutsche Profifußball bleibt damit letztendlich weit hinter den eigenen Ansprüchen (“der deutsche Fußball steht für Nachhaltigkeit”, Donata Hopfen im Juni 2022) zurück. Im Angesicht drängender Probleme – wie der Klimakrise oder der Rückständigkeit mancher Clubs bei Themen wie Diversität- ist dies für uns nicht zu akzeptieren. 

Hinzu kommt fehlende Transparenz: Zum derzeitigen Zeitpunkt ist nicht geplant, die Antworten der Clubs zu veröffentlichen.

Trotz der geringen Ambitionen wissen wir von teils massiven Widerständen einiger Clubs. Dabei müssten ambitionierte Mindeststandards von allen Clubs erfüllt werden, wodurch sich kein Wettbewerbsnachteil für einzelne ergibt. Im Profifußball ist mehr als genügend Geld vorhanden, um als Vorbild in gesellschaftlichen Themen voranzugehen. Wir appellieren daher an alle Clubs: Hört auf, ambitionierte Nachhaltigkeitskriterien zu blockieren und gestaltet endlich eine nachhaltige Zukunft!

Dafür braucht es:

  • Umgehende Nachbesserung: Etablierung weiterer Kriterien, die weit über die bisher formulierten Mindestkriterien hinaus gehen;
  • Einen transparenten, nachvollziehbaren und wiederkehrenden Prozess, wie das Niveau der Kriterien in den kommenden Jahren sukzessive weiter angehoben wird;
  • Transparenz in Form eines öffentlichen Reportings aller Kriterien und beantworteten Fragen;
  • Einbeziehung externer Stakeholder und Expert*innen in der Definition von Zielen, zu denen im Übrigen auch Fans gehören.

Netzwerk Zukunft Profifußball
Juli 2022

Hintergrund: DFL Nachhaltigkeitsrichtlinie mit Kriterien.