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Enttäuschende Entscheidung über die­­ Fernsehgeldverteilung

Mit großen Worten wurde seit April mantraartig auf die notwendigen Veränderungen im Profifußball hingewiesen. Nun zeigt sich, dass es sich hierbei um nicht mehr als leere Worthülsen gehandelt hat. Die erste Chance, sichtbare und nachhaltige Veränderung im Profifußball voranzutreiben, wurde bei der Neuverteilung der TV-Gelder vertan.


Gleichmäßigere Verteilung – eine Nebelkerze

Durch die Einführung der neuen Säule „Gleichverteilung“ wird der Anteil der gleichverteilten Gelder zukünftig zwar transparenter, eine reale gleichmäßigere Verteilung findet dadurch aber nicht statt. Innerhalb der Bundesliga hätte es in der abgelaufenen Saison mit dem neuen Verteilungsschlüssel inkl. der UEFA-Gelder immer noch eine Spreizung von ca. 7 gegeben, bei den DFL-Geldern liegt die Spreizung bei ungefähr 3. Diese Spreizung ist immer noch zu hoch, um einen spannenden und integren sportlichen Wettbewerb zu erreichen.

Erwähnenswert ist dabei auch, dass ein relevanter Anteil der sogenannten Umverteilung auf die sinkenden Einnahmen in der internationalen DFL-Vermarktung zurückzuführen ist und nicht auf diese Reförmchen. 

Leider wurde auch hier die Chance einer grundlegenden Reform verpasst: Die nationalen und internationalen Erlöse werden auch in Zukunft getrennt betrachtet. 

Während die Spreizung bei den nationalen Erlösen tatsächlich leicht gemindert wird, mutet es geradezu absurd an, von einer geminderten Spreizung bei den internationalen Vermarktungserlösen zu sprechen. Zu gering ist der reale Effekt – gerade in Anbetracht der immensen Mehreinnahmen der immer gleichen Clubs durch die UEFA-Medienerlöse.


Nachhaltige Leistungskriterien – eine verpasste Chance

Bei gemeinsamer Betrachtung der nationalen und internationalen Erlöse wird klar , dass auch zukünftig deutlich über 50% der Einnahmen nach Leistungskriterien verteilt werden, wobei der vergangene sportliche Erfolg auch künftig über 90% der Leistungskriterien ausmacht. Das Leistungsprinzip anzuwenden ohne zu berücksichtigen, unter welchen Voraussetzungen und unter Aufwendung welcher Mittel die Leistung zustande gekommen ist, befördert weiterhin Finanzdoping und Misswirtschaft.

Die minimale Erhöhung der Nachwuchssäule ist zwar ein richtiger Schritt, ob dieses 1% wirklich einen Anreiz zur Stärkung darstellt, darf jedoch bezweifelt werden. In der Saison 2019/2020 wurden etwa 24 Millionen Euro über diesen Topf ausgeschüttet, 2021/2022 werden es 32 Millionen Euro sein, dies entspricht etwa 200.000€ pro Verein.

Vor allem wurde die große Chance verpasst, weitere zukunftssichernde Leistungskriterien einzuführen. Mit der Effizienzquote lag hier zumindest ein geeigneter Vorschlag auf dem Tisch. Stattdessen bleibt das selbstgeschaffene Belohnungssystem, in dem sportlich erfolgreiche Vereine mehrfach profitieren, auch zukünftig bestehen.


Zukunftsvision für einen spannenderen Wettbewerb – Fehlanzeige

Die Corona Krise hat ohne Zweifel starke wirtschaftliche Auswirkungen auf die Vereine. Um negative Effekte einer gleichmäßigeren Verteilung abzufedern, haben wir in unserem Konzeptpapier eine Übergangsphase vorgeschlagen: Über die Jahre soll die Verteilung deutlich gleichmäßiger werden.

Die DFL hat das genaue Gegenteil davon beschlossen: Kurzfristig wird die Verteilung minimal gleichmäßiger, im Laufe der Jahre soll die Spreizung aber wieder weiter auseinander gehen. Der Prozentsatz der gleichverteilten nationalen Erlöse soll ab der Saison 2023/24 von 53% auf 50% sinken. Darüber hinaus wird auch der Anteil der internationalen Erlöse wieder ansteigen (von 14,3% in 2021/22 auf 15,6% in 2024/25), was die Spreizung zwischen den Bundesligisten in künftigen Jahren noch weiter vergrößern wird.


Augenwischerei statt Mut in der Krise

Töpfe werden umbenannt, Berechnungsformeln geändert und Beträge im niedrigen Prozentbereich verschoben. Wirksame Reformen sind das nicht! 

Die Worte des DFL-Präsidiums aus dem April 2020, dass “künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten” gehören sollten, verhallen im Nichts. Mutlos wird an kleinen Schräubchen gedreht, statt erkennbare Reformen anzustoßen und den Weg in die Zukunft zu ebnen. 

Diese Entscheidung bedeutet, dass in anderen Bereichen nun erst recht substanzielle Veränderungen folgen müssen, um die Integrität und Spannung unseres Fußballs wiederherzustellen.