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Höhere Gleichverteilung nur mit der Lupe sichtbar

Auf der DFL-Pressekonferenz in der vergangenen Woche verkauft DFL-Präsidiumssprecher und Geschäftsführer Christian Seifert die Neuverteilung der TV-Gelder als Schritt in die richtige Richtung: “In Summe wird jedoch deutlich mehr gleich verteilt als noch im alten Verteilungsmodell“.
Er bezieht sich hierbei auf die nationalen TV-Einnahmen. Wir haben uns dies sowohl für die nationalen als auch für die internationalen TV-Gelder angeschaut und nachgerechnet.

Das Ergebnis: Die Veränderung hin zu mehr Gleichverteilung muss mit der Lupe gesucht werden. Während die Gleichverteilung von 48% kurzfristig auf 52% ansteigt, so sinkt sie ab 2023 wieder auf 49%. Die entspricht einer Nettoveränderung von 1% hin zu mehr Gleichverteilung im Vergleich zur aktuellen Saison.

Wir fragen uns: Ist das alles, was nach monatelangen Diskussionen möglich war? Und was intendiert die DFL mit diesem rhetorischen Schachzug, der einer Überprüfung nicht standhält?

Das ist weder die dringend notwendige Reform noch ein ernsthafter Schritt in die richtige Richtung. Es ist vor allem Augenwischerei: Letztlich wurden die verschiedenen bestehenden Anteile der Gleichverteilung in einer einzigen Säule der Gleichverteilung zusammengefasst.


Berechnungshinweise:

Für die Berechnung der Gleichverteilung haben wir uns angeschaut, welcher Anteilder jeweiligen Säulen im alten und neuen System an die Clubs der ersten und zweiten Liga gleichverteilt werden.
Bei den Säulen“Nachwuchs” (altund neu) und “Interesse” (neu) gibt es keine Gleichverteilung und keine Mindesteinnahmen je Verein, weshalb wir hier keine Gleichverteilung berechnet haben.
Grundlage für die Informationen zur neuen Verteilung ist die Präsentation der DFL-Pressekonferenz vom 7. Dezember 2020. Für das alte Berechnungssystem haben wir den alten Verteilungsschlüssel herangezogen.
Für die weitere Berechnung des Verhältnisses zwischen nationalem und internationalem TV-Topf wurden die von der DFL kommunizierten Zahlen aus der Pressekonferenz herangezogen und auf die jeweiligen Saisons angewendet. Für das alte System werden die Einnahmenaus der laufenden Saison verwendet.

Mit großen Worten wurde seit April mantraartig auf die notwendigen Veränderungen im Profifußball hingewiesen. Nun zeigt sich, dass es sich hierbei um nicht mehr als leere Worthülsen gehandelt hat. Die erste Chance, sichtbare und nachhaltige Veränderung im Profifußball voranzutreiben, wurde bei der Neuverteilung der TV-Gelder vertan.

Kurzzusammenfassung altes System:

National:
Säule Bestand (70%): Jeder Bundesligist erhält mind. 2,9% dieses Topfes, jeder Zweiligist mind. 0,75%. Dies heißt, dass 65,7% des Bestandstopfes und somit 46,0% der nationalen Erlöse via Bestandstopf gleichverteilt werden.
Säule Wettbewerb (23%): Jeder Bundesligist erhält mind. 0,7% der Gesamtsumme, jeder Zweitligist mind. 0,3%. Dies heißt, dass 18,0% des Wettbewerbstopfes und somit 4,14% der nationalen Erlöse via Wettbewerbstopf gleichverteilt werden.
Säule Nachhaltigkeit(5%): 0,6% ist der geringste Betrag, den der letzte Zweitligist über diesen Topf erzielen können. Dies heißt, dass 21,6% des Nachhaltigkeitstopfes gleichverteilt werden – entspricht 1,08% der nationalen Erlöse.
Aktuell werden 51,21% der nationalen Erlöse gleichverteilt.

International
Zwischen den Bundesligavereinen werden 24,4% der internationalen Erlöse gleichverteilt und zwischen den Zweiligisten werden zusätzlich 4,3 % gleichverteilt.
Aktuell werden 28,76% der internationalen Erlöse gleichverteilt.

Kurzzusammenfassung neues System:

National
Säule Gleichverteilung (50%bzw. 53%): 50% bzw. 53% der nationalen Erlöse werden über diesen Topf gleichverteilt.
Säule Leistung (42%bzw. 43%): In der durchgängigen 5-Jahres-Tabelle erhält jeder Bundesligist mind. 0,45%. Somit werden 8,1% des Topfes Leistung via durchgängiger 5-Jahres-Tabelle gleichverteilt, dies entspricht 1,38% (21/22& 22/23) bzw. 1,54% (23/24& 24/25) des nationalen Topfes die gleichverteilt werden.
Zukünftig werden 54,38% (21/22& 22/23) bzw. 51,54% (23/24& 24/25) des nationalen Topfes gleichverteilt.

International
Zwischen den Bundesligavereinen werden 33,6% (21/22& 22/23) bzw. 34,0% (23/24& 24/25) der internationalen Erlöse gleichverteilt. Bei den Zweitligisten erhält jeder Zweitligist mind. 3,75% des Betrags, der an die zweite Liga geht. Dies heißt, dass 2,7%(21/22& 22/23) bzw. 2,0%(23/24& 24/25) der internationalen Erlöse in der zweiten Liga gleichverteilt werden.
Zukünftig werden 36,0% der internationalen Erlöse gleichverteilt.